Nachwuchs meldet sich zu Wort

Die Volontäre des Schwarzwälder Boten haben geschlossen eine gemeinsame Stellungnahme verfasst und an die Geschäftsführung der Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft geschickt. Der journalistische Nachwuchs bringt darin deutlich zum Ausdruck, was er von der sich abzeichnenden Zukunft hält:

Stellungnahme der Volontärinnen und Volontäre

Als unmittelbar Betroffene des aktuellen Tarifkonflikts möchten wir hiermit eine Stellungnahme zu den Verhandlungen abgeben. Vorneweg – wir sind dankbar für die Möglichkeit, die Sie uns mit einem Volontariat bei der Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft gegeben haben. Nach abgeschlossenem Studium und oftmals mehreren Praktika und Jahren der freien Mitarbeit ist es der sinnvolle Zwischenschritt auf dem Weg in den Journalismus. Wir alle sind dementsprechend motiviert und aus Überzeugung den Weg des Volontariats gegangen.

Dafür sind wir auch, wie Sie wissen, bereit gewesen, einige Kompromisse einzugehen. Große Sprünge kann man sich selbst nach geltendem Tarif nicht leisten; die Arbeitszeiten überschreiten zudem die im Vertrag festgelegten 36,5 Stunden oft bei weitem. Mit der Aussicht auf eine fachliche wie auch finanzielle Wertschätzung unserer Leistungen als künftige Redakteure war dies noch hinnehmbar.

Die geplanten Einschnitte vor allem beim journalistischen Nachwuchs – der Zukunft Ihrer Zeitung also! – die Sie mit unternehmerischer Notwendigkeit begründen, können wir jedoch nicht gutheißen. Gleiches gilt für die Konditionen bei den bereits abgeschlossenen Verträgen mit dem neuen Volontärsjahrgang, die wir angesichts der Anforderung eines Studienabschlusses nebst weiteren beruflichen Qualifikationen und des hohen Arbeitsaufwands für unangemessen niedrig halten.

Auf diese Weise wird die mangelnde fachliche Wertschätzung guter journalistischer Arbeit mehr als deutlich gemacht. Die Tatsache, dass Qualität Geld kostet, gilt auch für den Journalismus!

Mitarbeitern, deren Leistungen nicht honoriert werden, dürfte es schwer fallen, dieselbe Motivation und gleichbleibend hohes Engagement aufrecht zu erhalten und sich mit dem Schwarzwälder Boten zu identifizieren – was in der modernen Unternehmensführung ein ganz entscheidender Faktor ist. Als Konsequenz sehen wir letztlich die Qualität Ihrer Zeitung gefährdet. Dies kann sicherlich auch nicht in Ihrem Sinne sein. Denn eine solche Zeitung wird weiter Leser und Anzeigenkunden verlieren – und das ist gerade auch aus unternehmerischer Sicht nicht zu verantworten.

Wir bitten Sie darum, Ihre Haltung auch aus dieser Perspektive zu überdenken.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Volontärinnen und Volontäre
*** Namen nachträglich entfernt ***

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Eine Antwort auf Nachwuchs meldet sich zu Wort

  1. Ute Pfeifle sagt:

    Fands klasse, als die Volontäre am Tag der Urabstimmung nach dem Seminar noch beim Alten Rathaus aufgetaucht sind. Und die Stellungnahme an die Geschäftsleitung zeigt auch Solidarität. Schwierig so eine Entscheidung und da gehört Überwindung dazu. Der Drang, sich dazu zu äußern war größer, als die Angst vor Konsequenzen. Schönes Gefühl. LG Ute (nach Diktat verreist)

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